Gründungsepoche um 1870

bruening-heine-traumgebild Der genaue Gründungshergang der "Germania Alten-Buseck 1964 e.V." liegt im Dunkel. Die handschriftlichen Statuten von 1898 gehören zu den erhaltenen Dokumenten.

Ums Jahr 1210 gab es bereits die Bezeichnung "Alden-Buseck". Etwa um 1873 wurden die Häuser in Buseck mit Nummern versehen und 1300 Gulden wurden bei der "Kaiserlichen Ober Postkasse" gegen das neues Geld (Mark) umgetauscht. Ab 1874 an wurde nach dem "neuen Geld" gerechnet.

Nachfolgend kommen einige retrospektive Gedanken zu der Zeit um 1864, als die Singgemeinschaft Germania Alten-Buseck entstand.



Bemerkungen zu 1864 - 1914

Zum Singen um 1864 gehörten Volkslieder ( Weblinks ) . Die erste systematische Sammlung von Volksliedern geht auf Johann Gottfried Herder (1744–1803) zurück. Herder nahm in seine internationale Sammlung der "Stimmen der Völker in Liedern" neben Liedern auch zahlreiche Zitate auf, wie z.B.

Luther: 
Wer nicht liebt Weib, Wein und G'sang, 
Der bleibt ein Narr sein Lebenlang.

Als erster Männerchor der deutschen Geschichte gilt die Zeltersche Liedertafel, die 1809 durch Carl Friedrich Zelter ( Sing-Akademie zu Berlin ) gegründet wurde.

Die Gründung der Sängervereinigung "Germania in Alten-Buseck" wird auf das Jahr 1864 datiert. Es war das Jahr, in dem Richard Georg Strauss in München geboren wurde. Richard Georg Strauss war ein bedeutender Dirigent, Liedschaffender, Komponist für orchestrale Tondichtungen und Kämpfer für das Musikwesen.

Die Sängervereinigung "Germania" wurde 1864 als Männergesangverein gegründet und ist der älteste Verein in Alten-Buseck. Aufzeichnungen über die erste Gründungsversammlung liegen nicht vor. Der genaue Gründungshergang liegt im Dunkel.

Es gilt als wahrscheinlich, dass der damalige Lehrer Christian Roth ein Mitbegründer (vielleicht auch Initiator) und der erste Dirigent gewesen ist.

Aus einer Aufzeichnung aus den ersten Jahren nach der Gründung geht hervor, dass der spätere Bürgermeister Wilhelm Körber, sowie Ludwig Körber, Konrad Körber und Joh. Reinhard Vogel im Jahre 1869 Mitglieder des jungen Vereins gewesen sind.

Das erste Vereinslokal war die Gastwirtschaft "Germania" Grüner Rasen (später das Gasthaus von Leo Kremer). Als erstes Fest feierte die "Germania" im Jahre 1889 ihr 25jähriges Bestehen im Rabenauschen Garten.

Die damals von den Frauen gestiftete Fahne wurde zum 25jähriges Bestehen geweiht. Die Fahne ist noch heute vorhanden. Das Fest wurde in einem feierlich-fröhlichen Rahmen durchgeführt und von Wilhelm Schäfer (Festpräsident) geleitet. Einige Jahre später übernahm Justus Seuling den Vorsitz und unter seiner Leitung feierte man 1899 in kleinerem Rahmen das 3Sjährige Bestehen.

Der Verein entwickelte sich stetig weiter. Als Vorsitzender fungierte Philipp Hof, als man 1904 auf den Wiesen am "Eselsbauch" das 40jährige Jubiläum feiern konnte.

1906 übernahm Wilhelm Döpp den Vorsitz, dem 1908 Wilhelm Muhl und 1913 Ludwig Körber l. folgten. Der Vollständigkeit halber muß hier noch folgendes festgehalten werden: Bereits im Jahre 1888 gründeten sangesfreudige Einwohner einen zweiten Gesangverein "Jugendkranz", dem 1901 der dritte Verein, der Gesangverein "Eintracht" folgte. Beide vereinigten sich später unter dem Namen "Sängervereinigung Eintracht-Jugendkranz". Dieser war es, der nach 1933 den Chorgesang weiter pflegte, bis der Ausbruch des zweiten Weltkrieges 1939 auch dessen Tätigkeit ein Ende setzte.

Woher kommt das Wort "Germania" und was bedeutet es?

Unsere singende Gemeinschaft bekam 1864 von den Gründervätern den Namen "Sängervereinigung Germania Alten-Buseck". Was meint das Wort "Germania" und was bedeutet es?

Bereits ca. 98 n. Chr. beschrieb der römische Tacitus den Volkstamm der Gallier, die linksrheinisch lebten und den Volkstamm der Germanen die rechtsrheinisch lebten. In unserer Gegend lebten damals die "Chatten" ( germanischer Stamm ). Dem Wort "Chatten" entspricht heute etwa das Wort "Hessen".

Der römischer Historiker und Senator Publius Cornelius Tacitus (ca. 58 n. Chr. - 120 n. Chr.) überlieferte mehrere Geschichtswerke, u.a. die Germania, in der er die Geographie und Kultur der Germanen beschrieb. 1876 erschien die "Germania des Tacitus" in deutscher Übersetzung.

Die "Germania" ist eine Frau ( mythologische Gestalt ).

Dem Wort "Chatten" entspricht heute etwa das Wort "Hessen". Nach dem 2. Weltkrieg wollte der Hessischen Ministerpräsident Georg August Zinn die patriotischen Gefühle der Menschen im neu gebildeten Hessen ansprechen und propagierte das Hessenlied als hessische Landeshymne. Im Repertoire vieler hessischer Chöre ist das Hessenlied bis heute zu finden.

 1. Ich kenne ein Land, so reich und so schön,
  voll goldener Ähren die Felder.
  Dort grünen im Tal bis zu sonnigen Höh’n
  viel dunkele, duftige Wälder.
  Dort hab’ ich als Kind an der Mutter Hand
  in Blüten und Blumen gesessen.
  Ich grüß’ dich, du Heimat, du herrliches Land.
  Herz Deutschlands, mein blühendes Hessenland.
  
 2. Vom Main bis zur Weser, Werra und Lahn
  ein Land voller blühender Auen,
  dort glänzen die Städte, die wir alle sahn,
  sind herrlich im Lichte zu schauen.
  Dort hab ich als Kind an der Mutter Hand
  in Blüten und Blumen gesessen.
  Ich grüß dich, du Heimat, du herrliches Land.
  Herz Deutschlands, mein blühendes Hessenland.
    
 3. Dein Stamm, den die Urflut der Zeiten gebar,
  hat fest in den Stürmen gestanden
  und tapfer getrotzt der Geschicke Gefahr,
  wenn and’re schon zitternd sich wanden.
  So wollen wir schirmen mit Hammer und Schwert
  dich Hort, dessen Wert kann ermessen
  kein Feind, der dir zornig den Frieden verwehrt:
  Dein Schild sind wir, starkes Land Hessen!
  
 4. Mag unsere Frist auch im Traume verweh’n
  und stürzen, was wir dir gegeben,
  wirst du doch den Morgen der Ewigkeit seh’n,
  wirst Mutter sein strahlendem Leben,
  denn stolz loht im Herzen der Enkel der Brand,
  den einst uns’re Ahnen besessen:
  Gott grüße dich, Heimat, der Seligkeit Pfand:
  unsterbliches Vaterland Hessen!
Worin liegen die Ursachen für das gemeinsame Singen?

Woher kommt das gemeinsame Singen? Dies scheint zunächst eine einfache Frage zu sein. Doch wie weit reicht der harmonische Dreiklang und das Singen zurück? Schon bei menschlichen Urgemeinschaften und in allen Kulturen gab es wohl den Gesang, der den Lebensweg und herausgehobene Lebensstationen begleitete.

Menschen singen und musizieren seit Urzeiten.

Das gemeinsame Singen gehört zur Kultur der Völker und kann den Lebensweg und herausgehobene Lebensstationen begleiteten, kann Freude, Leid und Liebe ausdrücken, Streß abbauen, entspannen und heilen.

Bereits die Pythagoräer ( Pythagoras lebte von ca. 570 v. Chr. bis 510 v. Chr. ). glaubten, daß die Mischung aller drei Tongeschlechter ( diatonisch, enharmonisch, chromatisch ) alle Affekte heilen können. Miguel de Cervantes-Saavedra (1547 - 1616) sagt:

Mit Gesang 
kann man alle seine 
Krankheiten verscheuchen.
Wie war das in der Gründerzeit?

Wie war es in der Gründerzeit der Germania Alten-Buseck um 1864? Heute ist diese vergangene Zeit nicht mehr exakt zu rekonstruieren. Im heutigen Sinne gab es keine Elektrizität, kein Auto, kein Flugzeug, keinen Computer, keinen Radio, kein Fernsehen.

Deshalb nachfolgend lediglich einige Impressionen und Assoziationen.

Es war die Zeit, als der Text der jetzigen Nationalhymne entstand. 1841 verfaßte August Heinrich Hoffmann von Fallersleben auf Helgoland den Text der heutigen Nationalhymne der Bundesrepublik Deutschland.

photo der nationalhymne-der-bundesrepublik-deutschland

Es war die Zeit als Heinrich Heine ( 1827, Buch der Lieder, 237 Gedichte ) schrieb:

Auf Flügeln des Gesanges, Herzliebchen, trag ich dich fort.

Heinrich Heine ( aus Buch der Lieder. Darin: Die Heimkehr 2. ):

Ich glaube, die Wellen verschlingen
Am Ende Schiffer und Kahn;
Und das hat mit ihrem Singen
Die Lorelei getan.

Illustrationen aus der Gründerzeit
Illustrationen aus dieser Zeit ( hier von Bruening-Heine Traumgebild ) bruening-heine-traumgebild

In die Gündungsepoche der Sängervereinigung Germania Alten-Buseck 1864 fällt die Frankfurter Nationalversammlung, die vom 18.5.1848 bis 31. 5. 1849 in der Frankfurter Paulskirche tagte.

Es war die Zeit, als Otto von Bismarck ( 1815 – 1898, Reichskanzler ) sagte:
Der Deutsche kann sich der Wirkung des Liedes nicht entziehen, er kommt in die richtige Stimmung, wenn er Musik hört.


Heinrich Heine ( aus Buch der Lieder, Die Lotosblume ängstigt ... )

          X.
 Die Lotosblume ängstigt
 Sich vor der Sonne Pracht,
 Und mit gesenktem Haupte
 Erwartet sie träumend die Nacht.

 Der Mond, der ist ihr Buhle.
 Er weckt sie mit seinem Licht’,
 Und ihm entschleiert sie freundlich
 Ihr frommes Blumengesicht.

 Sie blüht und glüht und leuchtet,
 Und starret stumm in die Höh’;
 Sie duftet und weinet und zittert
 Vor Liebe und Liebesweh’
Rainer Maria Rilke und Schiller

In die Gründungszeit der Sängervereinigung Germania Alten-Buseck 1964 e.V. gehört Rainer Maria Rilke (1875 - 1926), der länger in Nachbardörfern, wie z.B. Rabenau weilte. Deshalb kommt hier ein Gedicht von Rainer Maria Rilke (1875 - 1926):

Wandelt sich rasch auch die Welt
wie Wolkengestalten,
alles Vollendete fällt
heim zum Uralten.

Über den Wandel und Gang,
weiter und freier,
währt noch dein Vor-Gesang,
Gott mit der Leier.

Nicht sind die Leiden erkannt,
nicht ist die Liebe gelernt,
und was im Tod uns entfernt,

ist nicht entschleiert.
Einzig das Lied überm Land
heiligt und feiert.
Was sagen Dichter zum Singen?

Johann Gottfried Seume ( Die Gesänge ):

Wo man singet, 
laß dich ruhig nieder, 
Bösewichter haben keine Lieder.

Christoph Lehmann (1579 - 1639):

Ein guter Gesang wischt den Staub vom Herzen.

Johann Christoph Friedrich von Schiller (1759 - 1805) schrieb:

Freiheit ist nur in dem Reich der Träume
Und das Schöne lebt nur im Gesang.

Ludwig van Beethoven schreibt:

Musik ist höhere Offenbarung 
als alle Weisheit und Philosophie
Wie ist das Heute mit dem gemeinsame Singen?

2009 behandelte Planet-Wissen die Frage: Warum singt der Mensch Die günstige Wirkung von Klängen und Melodien wird heute als Therapeutikum eingesetzt. Es gibt Entspannungsmusik, Kinesiologie, Klangheilung, Töne als Therapie.

Das Hören von Musik und das eigene Singen kann entspannen, Streß abbauen und heilen. In mehreren Religionen wird Chanting praktiziert, eine meditative Art des Singens. Musiktherapeuten nutzen die heilende Kraft des Singens.

Wolfgang Amadeus Mozart sagt es so:

Der höchste Schmerz,
das höchste Glück,
sie kennen keine Lieder;
doch wenn das Leid gelindert ist,
doch wenn das Glück gemindert ist,
dann klingt es mächtig wieder.

Beispiele für die vielfältigen Beziehungen des Gesanges sind: